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Zeig dich verletzlich

  • 17. Apr. 2018
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. Aug. 2021

Ich habe viele Fragen. Neulich dachte ich: Warum nicht mal ein Interview führen, mit einem spannenden Menschen zu Themen, die hier in meinen Lebenskunst-Blog passen? Da kam mir Harry in den Sinn: Harry brachte mich schon zu diversen Erkenntnissen. Ich habe an Horoskopberatungen bei ihm teilgenommen. Gemeinsam mit ihm und meiner Schwester habe ich tiefe, interessante Gespräche geführt – über Gott und die Welt, anders kann ich es nicht ausdrücken. Harry hat sich mit vielen Aspekten und Tiefen des Lebens auseinandergesetzt, bietet neben seinen astrologischen Beratungen Wutarbeit und Feuerlauf für Gruppen an. Auch arbeitet er mit Runen als Orakel, bzw. mit Runenstellen, ähnlich wie Yoga. Und was ich besonders an ihm schätze: Ich habe das Gefühl, alles im Miteinander darf sein – Harrys Worte und Impulse öffnen dich, zeigen dir Chancen auf, zu welchen Möglichkeiten dich das Leben einlädt. Ich kann mich wunderbar in ein Gespräch mit ihm hineinentspannen und das gemeinsame Emporschwingen im Miteinander genießen. Solche Menschen und Momente sind Gold wert. Los geht’s:

Harry, magst du dich und deine Arbeit kurz vorstellen?

Ich verstehe mich als Raumhalter für einen Raum, in den du sprechen kannst – ohne Unterbrechung, ohne Urteil, ohne Tipps und Ratschläge. Ferner als Navigator: Ich weise die Richtung. Ich bin Reisebegleiter, auf dem Weg zu dir selbst. Geburtshelfer, beim Aus-dem-Ei-Schlüpfen. Ein gefährlicher Fragensteller, dessen Fragen zu AHA-Effekten führen können. Ein Heiler, dessen Medizin die Klarheit ist. Und immer mehr ein Krieger des Lichts, in der Domäne des „Nichtwissens“. Das ist meine größte Herausforderung. Ich bin so geboren, da war kein besonderes Ereignis. Ich bin da immer mehr hineingewachsen. Mit all den Schmerzen, wie jeder andere Mensch auch. Ich habe erstmal lernen müssen, dass ich so bin – meinen Job anzunehmen. Es begeistert mich, all dies an Interessierte weiterzugeben.

Ja, und ich bin eine davon. Du meinst also, wir kommen mit bestimmten Fähigkeiten und auch Aufgaben zur Welt, die uns das Leben dann zuteil werden lässt? Sprich denen wir folgen sollten?

Ja. Nur merken wir das nicht immer sofort, oder wir wehren uns sogar dagegen. Meiner Meinung nach ist Karma/ Bestimmung unpersönlich. Wenn ich es nicht annehme, macht es wer anders. So wie meine Vorfahren. Jetzt kann ich wählen, ob ich den Job annehme. Das geht aber erst, wenn ich vorher aufgebe. Mich ergebe. Mich verpflichte. Das geht sogar bevor ich weiß WIE. Das bezeichne ich als Domäne des Nichtwissens.

Wir haben schon häufiger, auch zu dritt mit Kati (Anmerkung: meine Schwester) über Un-Verschämtsein im wahrsten Sinne des Wortes gesprochen. Was verstehst du darunter?

Unverschämtsein meint „schamlos, ohne Scham, frei von Scham“ sein, und dies führt zu mehr Verletzlichkeit. Zum Sichtbarer-Werden. Genauso mit Mitgefühl: Du kannst auch FREI von Mitgefühl sein, was nicht heißt, dass du OHNE Mitgefühl bist. Wenn du nicht FREI von Mitgefühl bist, zieht es dir Energie ab, weil dich das andere System, das des anderen, am Haken hat. Frei sein bedeutet: Bleibe dem Haken fern. Von etwas frei zu sein heißt nicht, dass du es nicht mehr haben kannst. Du kannst es jederzeit haben, ES hat dich aber nicht mehr. Das ist die Freiheit.

Wow, noch kann ich folgen. Sprich ich kann frei entscheiden, was ich in den Raum gebe…

Du kannst grundlos handeln, sprich ohne Trigger von außen. Keine roten Knöpfe mehr haben. Aktion, statt Reaktion. Das ist kreieren. Das ist für mich radikale Verantwortung: Du bist kein Opfer mehr. Du brauchst keine Gründe. Gleichzeitig ist alles möglich, wenn du willst. Das ist nicht egoistisch, nicht rücksichtslos. Wenn sich jemand verletzt fühlen will, ist das SEINE Entscheidung. Er will Opfer sein. Er gibt die Verantwortung ab. Das muss nicht bewusst sein. Sich dessen bewusst zu werden, kann man lernen und trainieren, z.B. bei mir. Dieser Prozess kann schmerzhaft sein, niemanden mehr zu haben, dem man die Schuld in die Schuhe schieben kann.

Warum trauen sich viele nicht, Wut zu zeigen und damit evtl. anzuecken?

Wenn Wut da ist, wollen wir sie oft nicht sehen geschweige denn zeigen. Doch Energien wollen fließen. Nicht gewollte Wut ist wie ein ungeliebtes Kind. Auch die ungeliebten Kinder brauchen Umarmung, wollen gesehen werden. Ist die Angst anzuecken wirklich die Angst, anzuecken? Oder ist es die Angst vor der Angst? Wieder nicht fühlen zu wollen? Ich kann mich fragen: Ist da wirklich eine Bedrohung? Habe ich das überprüft oder ist es eine unbestätigte Annahme? Hier kann Transformation stattfinden. Wenn du wirklich willst, dass sich etwas ändert und du neue Möglichkeiten schaffen willst, fühle die Angst. Zeig sie, zeig dich verletzt und lass dich überraschen, was dann alles möglich ist. Lass dich auf das Abenteuer ein. Auf das Abenteuer des Lebens. Löse deine Bremsen. Vertraue. Lass dich führen. Hab den Mut dich zu zeigen wie du bist. Auch oder gerade vor dir selbst. Du kannst zufrieden, in Frieden sein. Jetzt. Nicht erst im Himmel. Nicht erst wenn du die Regeln kennst oder befolgst. Es sind nicht deine. Die Belohnung ist die Freude, du selbst zu sein.
Zum Anecken: Was ist denn anecken? Dem anderen gefallen wollen? Nicht gut dazustehen beim anderen? Sein SelbstBILD aufrechterhalten wollen? So sein wollen wie es der andere (vermutlich) will, weil man Angst vor dem Verlassenwerden hat? Ich habe ein BILD erzeugt, eine Maske, in die sich der Partner verliebt hat, und es kostet zunehmend mehr Energie dieses BILD aufrechtzuerhalten. Ich habe höllische Angst, durch mein Verhalten erkannt zu werden, wer ich wirklich bin. Der Preis ist, dass ich mich immer einsamer und unverstandener fühle. Doch womit ich beim einem anecke, ist vielleicht das, was ein anderer an mir liebt. Ohne gefallen zu wollen, lebt es sich viel entspannter. Genau diese Erkenntnisse sind heilsam. Zu erkennen, wie unsicher ich wirklich bin. Wie verletzlich. Wie menschlich. DAS verbindet.

Harry, das sind genau meine Themen: innerlich frei werden, sich trauen, sich erlauben, du selbst zu sein. Zurück zu deiner Arbeit: Wie konkret kann Wutarbeit, die du anbietest, ablaufen?

Entscheiden kannst du immer nur im Jetzt. Nicht in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft. Wir alle haben – um uns zu schützen – in einer Situation, die nicht sicher oder unerträglich war, eine Entscheidung getroffen – und sie dann vergessen. Ich biete dir einen sicheren Raum an und begleite dich dorthin zurück. Dazu musst du nicht unbedingt konkret wissen was da war, sondern es reicht, das damalige Gefühl zu fühlen, es zu Ende zu fühlen. Jetzt bist du ja erwachsen und nicht mehr so hilflos wie damals und DANN bist du in der Lage, dich NEU zu entscheiden. Das alte Programm läuft dann nicht mehr. Zwischendurch ist Platz für den theoretischen Teil und Fragen.

Wunderbar, das macht neugierig. Meine vorletzte Frage: Welche, glaubst du, sind die größten Tabus hierzulande in der zwischenmenschlichen Kommunikation?

Ein Tabu ist die Gewalt. Wer Aufmerksamkeit haben will, wer gesehen werden will, wendet Gewalt an. Das sieht man bei Jugendlichen, sowie auch bei Terroristen. Gewalt lässt sich nicht ignorieren. Sie ist das letzte Mittel, wenn man sich hilflos fühlt. Auch gibt es Gewalt in Beziehungen: Sich nicht trauen sich zu äußern, nicht NEGATIV sein dürfen. Erwartungen erfüllen wollen. Sich nicht gesehen fühlen. Etwas in sich hineinfressen. Und dann explodiert ES und trifft die, die wir lieben. Erwachsene Wut ist dazu da, die Dinge zu erreichen, die ich erreichen will. Was ist, wenn ich mich nicht traue wütend zu sein? (Tabu: Sowas macht man nicht). Ich werde immer ärgerlicher, aber die Wut geht nicht weg.
Ein weiteres Tabu ist es, herausragend zu sein. Die Angst vor dem Neid der anderen. Die Menschheit kann sich aber besser weiterentwickeln, wenn alle versuchen so herausragend wie möglich zu sein. Noch ein Tabu ist Verletzlichkeit. Immer cool sein zu wollen. Alles im Griff zu haben. Alles zu wissen und die Kontrolle nicht zu verlieren, scheint für viele das Ziel zu sein. Der Preis dafür ist der Verlust von Beziehung und Intimität.

Hattest du ein Schlüsselerlebnis, welches sich dir im Zusammenhang mit Un-Verschämtsein(dürfen) eingeprägt hat?

Ich habe mehrere Erlebnisse gehabt, wo sich jemand so benommen hat, wie ich mich das zum damaligen Zeitpunkt noch nicht getraut hätte. Jemand zeigte ein Verhalten, welches ich als peinlich empfunden hätte. Ich fand das sehr beeindruckend, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Personen die schrecklichsten Dinge gesagt oder getan haben und habe mich gefragt, was mich davon abhält das genauso zu tun. Beispiel: Ich als Deutscher traue mich nicht oder habe mindestens ein komisches Gefühl, wenn ich einen Judenwitz erzählen würde. Im Urlaub in der Türkei, beim Plaudern mit einem Busfahrer sagt dieser, ganz selbstverständlich (unverschämt), dass alle Kurden Verbrecher sind und umgebracht werden sollten. Ein weniger krasses Beispiel: Beim Vorbereiten einer Party schnappt sich einer ein großes Stück vom Geburtstagskuchen und wird angesprochen: „Du hättest ja wenigstens vorher fragen können.“ Antwort: „Wenn ich gefragt hätte, hättest du doch sowieso ja gesagt. Warum soll ich also fragen?“

Oh ja, herrlich. Harry, das war viel Tobak;-) – doch sehr wertvoller und wichtiger Stoff. Ich danke dir von Herzen für diese spannenden Ausführungen und freue mich sehr auf weiteren Austausch. Gehab dich so richtig wohl.

Wenn Ihr Fragen habt, zu Harry, zum Interview, gerne her damit! Auch kann ich Euch Sitzungen bei ihm wärmstens empfehlen!

Harry Hömpler

05105 5912772



 
 
 

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