top of page

Potentialentwicklung und Umgebung

Aktualisiert: 21. Aug. 2021

Dank eines Eckart von Hirschhausen-Videos stieß ich kürzlich auf das “Pinguin-Prinzip”: Im Kern ging es darum, dass die Umgebung wichtig ist, damit das, was du kannst, überhaupt zum Vorschein kommt. Ein Pinguin wird auch auch nach etlichen Jahren Psychotherapie keine Giraffe werden. Hirschhausen meinte, wir würden permanent Urteile fällen und könnten damit komplett danebenliegen, gerade wenn wir Menschen nur in einer bestimmten Situation gesehen haben.

Und ich ergänze: Umgekehrt ist es schon verrückt, dass wir uns unseren (Selbst-)Wert auch als autonome Erwachsene ständig durch andere Menschen spiegeln lassen und uns viel zu oft davon abhängig machen, was andere uns zurückspiegeln.

Auf dem Weg zum Erkenne-dich-selbst geht es doch im Kern immer um die Fragen: “Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich? Was sind meine Stärken?”

Aus mir wird sicher nie eine beflissene Finanzbuchhalterin werden, auch keine Top-Managerin in einem Chemiekonzern. Ich bin eher ein kreativer Chaot, und meine Stärken liegen in anderen Bereichen. Auch bin ich definitiv kein Workaholic im “klassischen” Sinne, dafür genieße ich zu gern und habe furchtbar gern möglichst viel Freizeit. Doch wenn ich für etwas brenne oder spüre, dass etwas – auch Unangenehmes – wirklich getan werden muss, kann ich zum Arbeitstier werden.

Diese meine Stärken und auch Schwachstellen zu erkennen, zu akzeptieren und sich gleichzeitig nicht selbst in Stein zu meißeln, halte ich für erstrebenswert. Sich selbst Schicht für Schicht freizulegen, sich zu häuten und zu dem vorzudringen, was ich meine Essenz, meine Seele nenne, ist ein solch’ schöner Weg, den ich mit immer mehr Lust und Hingabe gehe. Potential, von lateinisch “Stärke, Macht”, ist die Fähigkeit zur Entwicklung – es beinhaltet noch nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten. Diese Idee, dass da immer noch viel mehr geht, dass noch vieles mehr in mir schlummert, ich auch Wunder erleben und für Wunder offen sein darf, beflügelt mich.

Es stärkt den Selbstwert ungemein, sich Stück für Stück aus dieser oft schon in Kindheitstagen antrainierten Spiegelung – Wie komme ich an? Werde ich gemocht? Bin ich (gut) genug? – zu lösen. Dies ist nicht einfach, doch möglich. Sich tatsächlich auf seine eigenen Gedanken und Gefühle, auf das, was einen ausmacht, zu besinnen, erfordert den bewussten Prozess der Reflektion. Ich muss mich hinsetzen, es wirklich tun: reflektieren, Dinge notieren, neue Leitgedanken deklarieren. Es reicht nicht, wenn ich es mal gehört habe, wie es geht, nein, ich muss es machen, in den Alltag integrieren, wenn ich den Boden für etwas Neues säen möchte.

Unsere Potentialentfaltung ist also abhängig von unserer Umgebung. Wenn ich Menschen dabei unterstützen möchte, dass ihr Potential aufgeht, anstelle sich zu verschließen, kann ich sie z. B. ermutigen, etwas zu wagen: Etwas zu tun, das sie am anderen bewundern. Sich nicht zurückzuhalten, sondern ihre ganze Kraft zu entfalten.

Meine Stärke ist es, Besonderheiten im anderen zu erkennen, außerdem Mut zu machen, sich zu zeigen, zu sich zu stehen und auch immer mal wieder im eigenen Dreck zu wühlen – sprich seine Schatten einzuladen.

Jetzt da ich es weiß, wie sehr meine Entwicklung von meiner Umgebung abhängt, suche ich immer öfter Felder auf, in denen ich erblühen kann: In meinem Umfeld gibt es einige Menschen, die sich sehr frei denken können: Die um die Ecke denken. Gemeinsam schwingen wir uns empor, kreieren neue Ideen und Projekte. Ich brauche Freigeister mit Tiefgang, humorvolle und auch mutige Menschen um mich, um weiter zu kommen, um die nächste Zone der (geistigen) Entwicklung zu erklimmen. Da ich gerne schreibe, suche ich auch hier Menschen auf, die diesen Kanal ebenso lieben und sich mit mir austauschen wollen.

Spannend ist es auch, sich in Felder zu begeben, in denen Menschen etwas leben, wovon man selbst träumt: Autoren, die an ihrem Buch sitzen, Reisende, die Yoga-Retreats aufsuchen, große Wanderungen auf sich nehmen oder sich eine längere Zeit aus dem Alltag lösen. Sprich Menschen, die einen Weg bereits gegangen sind, den man sich selbst für sich vorstellen kann. Gleichzeitig finde ich es wichtig, auch immer mal wieder mit Leuten in Kontakt zu kommen und sich wirklich auf ein Gespräch, eine Szene einzulassen, die einem normalerweise fremd sind: Neulich tobte ich mich gemeinsam mit anderen Müttern während eines Fußball-Punktspiels unserer Söhne auf dem Platz aus – eine höchst interessante Erfahrung! Auch hier kann man sich neu entdecken, in Rollen schlüpfen, die man für gewöhnlich meidet.

Zu guter Letzt: Wenn unsere Angst vor Ablehnung oder unsicherem Terrain zu groß wird, kann es helfen, sich auf eine gesunde Art und Weise selbst nicht ganz so wichtig zu nehmen. Auf einer Party z. B. fühlt sich die eine oder andere unbehaglich, doch die eigene Person wird von anderen Menschen überhaupt nicht so fokussiert wahrgenommen, wie man sich selbst wahrnimmt.

Also: Auf zu neuen Ufern und neuen Fehlern;-)!

Mich interessiert brennend, in welcher Umgebung, unter welchen Bedingungen Euer Potential aufgeht? Was braucht es, damit Ihr Euch in für Euch wünschenswerte Richtungen entfalten könnt?



bottom of page